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Welches GNU/Linux ist das Richtige ?
GNU/Linux ist für den Computerinteressierten häufig kein Fremdwort mehr und die meisten wissen auch, dass es ein Betriebssystem ist (genauer ein Betriebssystemkern). Aber alle Neugierigen - oder einfach auch nur die gefrusteten Nutzer anderer Betriebssysteme, die ein GNU/Linux gerne einmal ausprobieren möchten, werden jedoch mit Informationen erschlagen. Allein die Frage nach passenden der Distribution verschreckt schnell einen potentiellen Einsteiger. Oft wird auf Distrowatch.com verwiesen oder auf solche Tests. Wen die Klickorgie nervt, kann auch hier nach schauen und einiges erfahren. Wer die Wahl hat hat die Qual.
Wir wollen euch nicht im Regen stehen lassen, sondern laden euch natürlich zu unseren LUG-Treffen ein. Gerne könnt Ihr uns dann nach Herzenslust Fragen stellen - denn auch wir haben mal klein angefangen. Wir können euch die Entscheidung nach der richtigen Distribution zwar nicht abnehmen, aber vielleicht diese ein wenig vereinfachen.
Für alle die nicht bis zum nächsten Treffen warten können, stellen wir hier einige verbreitete Distributionen und das GNU/Linux-System ein wenig vor.
Begrifflichkeiten
GNU/Linux ist ein freies offenes Mehrbenutzer-Betriebssystem. Eine Distribution ist eine Zusammenstellung aus dem Linux-Kernel, GNU-Tools und Anwendungen (u.a. Paketverwaltung, Fenstermanager und natürlich Anwendungsprogramme). Der Paketmanager ist eine der zentralsten Anwendungen einer Distribution. Mit Hilfe des Paketmanagers werden u.a. Pakete installiert, aktualisiert oder wieder deinstalliert. Ein Paket bezeichnet hier nicht nur Anwendungen sondern auch Systemprogramme, Tools und Fenstermanager. Ein Fenstermanager stellt die grafische Oberfläche für eine Distribution zur Verfügung.
Grafische Oberfläche
Der Fenstermanager ist die grafische Benutzeroberfläche einer GNU/Linux-Distribution. Die meisten Distributionen haben nach der Installation einen Fenstermanager vorkonfiguriert, so dass sofort losgelegt werden kann. Nicht nur optisch unterscheiden sich die verschiedenen Fenstermanager. Sie haben teilweise unterschiedliche Möglichkeiten zur Konfiguration, sind unterschiedlich performant und bringen teilweise unterschiedliche Programme und Bedienkonzepte mit. Bei vielen Distributionen kann man zwischen den verschiedensten Fenstermanagern wählen. Wir wollen hier nur die gängigsten Fenstermanager kurz ansprechen.
GNOME
GNOME vermittelt auf Anhieb einen aufgeräumten soliden Eindruck. GNOME ist einfach zu bedienen und nicht überfrachtet. GNOME wird auch nachgesagt, dass das was es zur Verfügung stellt, auch funktioniert. Dennoch wird häufig die Schlichtheit und der hohe Speicherverbrauch negativ erwähnt.
KDE
Die KDE ist ein optischer Blickfang mit vielen (verspielten) Extras und einem großen Funktionsumfang. KDE bietet viele Anpassungsmöglichkeiten und bringt neben der Fensterverwaltung viele Programme mit. Unter anderem deswegen wird ihr oft wenig Performance und Überfrachtung vorgeworfen.
XFCE
XFCE ist ein schlichter und ressourcensparender Fenstermanager, bei einem sehr guten Funktionsumfang. Aufgrund des ausgewogenen Verhältnisses von Funktionsumfang und Ressourcenbedarf wird XFCE gerne von erfahreneren GNU/Linux-Anwendern bevorzugt. Er eignet sich besonders für ältere Computer.
LXDE
Auch LXDE setzt auf einen schlichten und ressourcensparenden Aufbau. Er findet z.B. bei der bekannten Live-CD Knoppix Verwendung und ist bei Nutzern älterer Rechner oder Netbooks beliebt. Anfänger sollten aber bedenken, dass z. Zt. das Anlegen von Desktopverknüpfungen Arbeit macht. Mit der Maus Ziehen und Ablegen geht leider noch nicht.
*boxen
Neben diesen großen und verbreiteten Fenstermanagern gibt es natürlich noch weitere wie zum Beispiel Fluxbox und Openbox. Diese Fenstermanager finden häufig Anwendung bei Live-CDs (Puppy und DamnSmallLinux) und sind vor allem für schwächere Computer geeignet. Sie sind sehr leichtgewichtig und einfach zu konfigurieren. Jedoch bieten diese Fenstermanager nicht so viele Möglichkeiten wie die Schwergewichte KDE oder GNOME, sondern bleiben beim Wesentlichen. Trotzdem oder gerade deshalb werden diese Fenstermanager gerne von GNU/Linux-„Experten“ verwendet.
Distributionsauswahl
Wir haben hier mal eine kleine Auswahl von Distributionen aufgelistet, welche - nicht nur bei der LUG-MYK recht verbreitet sind.
Ubuntu
Der Begriff Ubuntu stammt aus der afrikanischen Sprache Nguni und bedeuted „Menschlichkeit gegenüber Anderen“. Ubuntu basiert auf Debian mit dem Paketformat (.deb), wobei die Entwickler jeweils den unstable Bereich von Debian GNU/Linux mit einer neuen Version abgleichen und der main Bereich von der Ubuntu-Community selbst gepflegt wird. Der südafrikanische Milliardär, Mark Shuttleworth, gründete und unterstützt das Ubuntu-Projekt. Seine Motivation ist dabei den Bug Nr. 1 zu beheben (Vormacht von *soft zu beenden) und er glaubt fest daran, dass freie Software das Versprechen des freien Zugangs zu den Werkzeugen der digitalen Ära hält und uns in ein neues Technologiezeitalter bringen wird.
Lt. Distrowatch ist Ubuntu die beliebteste Distribution und eignet sich besonders für GNU/Linux-Einsteiger (bzw. Windows-Umsteiger). Ubuntu gibt es als 32 oder 64 Bit Variante und hat für die grossen Fenstermanager je einen Ableger:
- Ubuntu - mit GNOME
- Kubuntu - mit KDE
- Xubuntu - mit XFCE
- Edubuntu - mit Lern- und Bildungssoftware (Education)
- Ubuntu Netbook Remix - mit angepaßter Desktopoberfläche, speziell für Netbooks
- Mythbuntu - mit vorkonfiguriertem MythTV, Computer als digitaler Videorekorder und Fernseher oder Mediaplayer
- Ubuntu Studio - mit vielen Multimedia-Anwendungen
Die Bezeichnungen der einzelnen Versionen nimmt Ubuntu nach einem Schema vor. Sie benennen eine Version z. B. Ubuntu 9.10 „Karmic Koala“. Das bedeuted, dass die Version vom Oktober (10) aus dem Jahre 2009 (9) ist. Zahlen vor dem Punkt bedeuten das Jahr und die Zahlen nach dem Punkt den Monat. Einzige Ausnahme war die Version 6.06 Dapper Drake.
Bei der Vergabe den Versionsnamen orientieren sich die Entwickler immer an der Konstellation „Adjektiv Tier“. Es wird ein origineller Tiername genommen, gekoppelt mit einem Adjektiv mit gleichem Anfangsbuchstaben.
- Ubuntu 4.10 – Warty Warthog - Das warzige Warzenschwein
- Ubuntu 5.04 – Hoary Hedgehog - Der altersgraue Igel
- Ubuntu 5.10 – Breezy Badger - Der flotte Dachs
- Ubuntu 6.06 - Dapper Drake - Der altersgraue Erpel = Long Time Support (LTS) Version
- Ubuntu 6.10 - Edgy Eft - Der nervöse Molch
- Ubuntu 7.04 - Feisty Fawn - Das lebhafte Reh
- Ubuntu 7.10 - Gutsy Gibbon - Der mutige Affe
- Ubuntu 8.04 - Hardy Heron - Der kühne Reiher = Long Time Support (LTS) Version
- Ubuntu 8.10 - Intrepid Ibex - Der unerschrockene Steinbock
- Ubuntu 9.04 - Jaunty Jackalope - Der flotte Wolpertinger
- Ubuntu 9.10 - Karmic Koala - Der karmische Koala
- Ubuntu 10.04 - Lucid Lynx - Der leuchtende Luchs = Long Time Support (LTS) Version
- Ubuntu 10.10 - Maverick Meerkat - Das rebellische Erdmännchen
Normale Ubuntus werden mindestens 18 Monate unterstützt (Updates, Patches, etc). Eine LTS Version erheblich länger. Die derzeitige LTS-Version Lucid Lynx soll 36 Monate unterstützt werden, die Servervariante sogar 54 Monate. Wobei hier zu sagen ist, dass die Paket-Repositorien der Desktop- und der Server-Version die gleichen sind, somit bekommt der Desktop auch 54 Monate Support, allerdings nur für die Pakete, die auch zur Server-Version gehören (z. B. GUI-Patches wie der Desktop GNOME fehlen)
Zu Ubuntu hat sich in den vergangenen Jahren eine große Community gebildet, wobei die wichtigste deutsche Anlaufstelle wohl http://ubuntuusers.de/ ist. Dort wird einem mit Rat und Tat zur Seite gestanden und es gibt ein fundiertes Wiki mit vielen einsteigerfreundliche Anleitungen. Nicht unerwähnt bleiben sollten http://www.ubuntu-forum.de/, http://ubuntuforums.org/ (en), http://www.ubuntu.com/ (die eigentliche Homepage des Projekts).
openSUSE
Anfangs hieß die auf Slackware basierende Distribution SuSE, ein Anagramm von Software und System Entwicklungsgesellschaft. Die Version 1.0 erschien 1994, die erste offizielle SuSE Linux Version erschien 1996 als Version 4.2. Die Versionsnummer ist eine Anspielung auf die Zahl 42 von Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“, die Antwort auf alle Fragen. SuSE gab es in einer Version für Firmen und für Privatkunden. Letzteres hieß SuSE Linux Personal/Professional, die sich hauptsächlich im Paketumfang unterschieden, SuSE 9.1 war die erste Version, die unter der Schirmherrschaft des neuen Besitzers Novell erschien. Ab der Version 9.2 gab es Downloads als ISO Image. Ab der Version 10.0 gab Novell das Projekt für die Community frei, unter dem Namen „openSUSE“. Von da an war es möglich als Community an der Entwicklung mitzuwirken, eigene Patches oder Pakete einzubringen. Mit diesem Schritt verschwanden aber auch die proprietären Treiber (NVidia, MP3 und libdvdcss), welche man von nun an selbst herunterladen musste. Zwei SuSE/Novell eigene Entwicklungen (YaST und Sax2) werden bis heute weitergepflegt. Für SaX2 kündigte man allerdings an, die Entwicklung einzustellen, da es nicht mehr benötigt werden würde. Für openSUSE liegen sowohl stabile aber auch Factory Repositories vor. Somit hat man die Möglichkeit auch aktuellste Pakete zu benutzen. Als ein besonderes Schmankerl gab Novell den bereits benutzen BuildService frei. Somit haben auch weniger erfahrene Nutzer die Möglichkeit eigene Pakete zu bauen, oder auch zu veröffentlichen. Ein besonders netter Zug war es gewesen das der openSUSE BuildService auch den Paketbau für andere Distributionen unterstützt (z.B. Fedora, CentOS, Debian).
Debian
Debian GNU/Linux hat den Ruf einer sehr stabilen Distribution und legt sehr viel Wert auf die Verwendung von freier Software. Im Vergleich zu Ubuntu, welches von Debian abgeleitet wurde, war Debian lange Zeit weniger für den Einsteiger geeignet. Heutzutage trifft dies aber nur noch auf die alten Versionen vor Debian 3 zu. Die Versionen danach zeigen auch eine hohe Qualität an Benutzerfreundlichkeit, gerade bei der Installation. Dies wird von den Entwicklern von Version zu Version noch verbessert. Allerdings fehlen im Vergleich zu anderen Distributionen viele unfreie Treiber (lassen sich aber problemlos nachinstallieren) und andere proprietäre Software/ Inhalte. Unter dem Anspruch auf Stabilität leidet naturgemäß ein wenig die Aktualität (aber nicht die Sicherheit) vieler Pakete. So müssen Debian-Nutzer meist etwas länger auf neue Programmfeatures warten als zum Beispiel bei Ubuntu.
Gentoo
Gentoo ist eine Quellcode-basierende Distribution, d.h. (fast) alle Pakete liegen ausschliesslich im Quellcode vor und müssen zur Installation selbst kompiliert werden. Ausnahmen gibt es nur bei großen Paketen (z.B. OpenOffice) und Closed-Source-Paketen (z.B. Google-Earth, Opera). Daraus ergibt sich eine weite Unterstützung von Architekturen.
Kompilieren
Bei den meisten Paketen ist das Kompilieren selbst dank des Paketmanagers 'Portage' nicht schwer (meist reicht ein emerge -auvDN <PACKETNAME>
), auch Abhängigkeiten und Installationen übernimmt dann 'Portage'. Für Portage gibt es auch einen grafischen Aufsatz (ähnl. wie Synaptics fuer apt-get). Der große Nachteil des Selbstkompilierens ist natürlich der Zeitaufwand. Der erhoffte Vorteil sind der Performancegewinn und der Sicherheitsaspekt (was nicht integriert ist, kann auch kein Sicherheitsrisiko darstellen). Außerdem lässt sich GNU/Linux so sehr gut an persönliche Bedürfnisse anpassen.
Installation
Die Standardinstallation mit Hilfe der rund 50MB großen Minimal-CD ist konsolenbasiert und wird GNU/Linuxanfänger abschrecken. Dies ist auch einer der Gründe, warum Gentoo häufig als Experten-GNU/Linux berüchtigt ist. Aber mit Hilfe des ausführlichen (deutschen) Online-Handbuches ist die Installation aber auch für GNU/Linuxanfänger (mit geringeren Computerkenntnissen) zu bewerkstelligen. Großer Nachteil ist auch hier der Zeitaufwand, da natürlich auch hier viel kompiliert werden muss.
Als größter Vorteil, nicht nur für GNU/Linuxanfänger, ist hier der Lernzuwachs nicht nur über GNU/Linux, sondern auch über Computer im Allgemeinen, zu nennen. Man lernt hier zwangsläufig sehr viel und weiß sich später schneller zu helfen, als bei anderen sogenannten „Einsteigerdistributionen“. Für die Installation mit der Minimal-CD wird eine Internetverbindung benötigt, da die Sourcen und Stages Online bezogen werden. Alternativ gibt es jedoch auch ein CD-Image für die Offline-Installation.
Besonderheiten
Neben den Festlegungen der Compileroptionen auf den aktuellen Prozessor, werden bei der Installation eines Paketes über USE-Flags bestimmt, welche Abhängigkeiten und Funktionen einbezogen werden sollen. Weitere Vorteile sind die Aktualität der Pakete und eine relativ große, kompetente Community (welche auch sehr einsteigerfreundlich ist), sowie eine gute, umfangreiche Dokumentation (inkl. deutscher Übersetzungen), Unterstützung verschied. Profile und eine große Paketauswahl. Nicht verschwiegen werden sollte, dass Gentoo eine große Anzahl von Architekturen ( wie z.B. Alpha, AMD64, ARM, Itanium, MIPS, PA-RISC, PowerPC, S/390, SH, UltraSparc, x86) unterstützt. Desweiteren läuft Gentoo auch auf großen Spielekonsolen (Wii, Xbox und PlayStation 3).
Updates & Aktualität
Gentoo ist versionslos, sprich es gibt keine Versionen wie bei vielen anderen Distributionen und damit auch keine typischen Upgradeprobleme beim Umstieg von verschiedenen Versionen. Im Regelfall werden nur gewünschte Pakete aktualisiert so ist es möglich, parallel sehr alte Pakete neben den neuesten Betapaketen zu betreiben. Es gibt aber natürlich auch die Möglichkeit, sein System automatisch auf den aktuellsten Stand zu bringen, ohne sich um einzelne Pakete explizit kümmern zu müssen.
Fazit zu Gentoo
Gentoo lässt sich für die User empfehlen, welche:
- mehr Zeit in ihr System bzw. GNU/Linux investieren können/möchten
- ein optimal angepasstes System aufsetzen möchten
- keine unnötigen Pakete installieren wollen
- etwas tiefer in GNU/Linux eingreifen wollen
- mehr über Ihr System und GNU/Linux lernen wollen
- sich bei Problemen gerne auch selbst helfen können wollen(Hilfe zur Selbsthilfe)
- nicht nur die x86/amd64-Architektur Nutzen wollen
Arch Linux
Arch Linux verzichtet auf grafische Installer, Konfigurationshilfen und feste Versionen, daher ist diese Distribution ebenfalls eher für fortgeschrittene oder interessierte Nutzer geeignet. Die offiziell unterstützten Programme werden über den Distributionseigenen Paketmanager Pacman verwaltet, welcher mit Binärpaketen arbeitet. Zudem ist es möglich Installationsscripte (Arch Build System, ABS) zu nutzen, welche den bei Gentoo verwendeten EBuilds ähnlich sind. Sie automatisieren die Übersetzung der Quelldateien in ein Pacman-kompatibles Binärpaket und können bei Bedarf genutzt werden um angepasste Paketvarianten zu erstellen. Neben den Scripten der offiziellen Pakete existiert mit AUR ein Community-Repository mit großer Programmvielfalt.
Arch Linux nutzt ein von BSD-Systemen bekannte RC-System, statt dem von anderen Distributionen bekannten /etc/init.d/… muss hier /etc/rc.d/… verwendet werden, ansonsten verhält es sich für Endanwender transparent.
Fazit Arch Linux ist eine gute Wahl für Nutzer, welche eine einfache GNU/Linux-Distribution für x86-Prozessoren suchen, jedoch auf langwierige Kompiliervorgänge verzichten möchten.
Fazit
Wir hoffen Ihnen gezeigt zu haben, dass GNU/Linux nicht immer gleich GNU/Linux ist. Jede Distribution hat ihre Vorteile und damit ihre Berechtigung. Wir können Ihnen nicht pauschal eine Distribution zuweisen, denn der Kerngedanke ist und bleibt die Freiheit. Wie Sie sich auch immer entschieden haben, wir hoffen auch Sie bald bei einem Treffen in Mayen begrüssen zu dürfen.